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Romeo und Julia
Romeo und Julia - hier die Verfilmung von Baz Luhrman
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Romeo and Juliet, 1593. Von William Shakespeare.
«Du willst schon fort? Es ist noch längst nicht Tag: /
Es war die Nachtigall und nicht die Lerche, /
Die deinem Ohr ins bange Innre drang; /
Sie singt bei Nacht auf dem Granatbaum dort: /
Geliebter glaub's es war die Nachtigall.»
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Der Inhalt
Der Stoff dieser Tragödie ist uralt, erhält seine vorbildliche Formung aber erst in der italienischen Novellenliteratur durch Masuccio und vor allem 1554 durch Bandello.
Streit zwischen den Familien, Akt I, 1. Szene Illustration von H.C. Selous.
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Nach einer französischen Bearbeitung behandelte ihn der Engländer Arthur Brooke in einem Gedicht, das Shakespeares direkte Quelle ward und außer Romeo und Julia schon die Gestalten des Lorenzo, Mercutio, Tybald, der Amme und des Apothekers kennt. Das Drama mag 1591 begonnen, 1592 erschienen, 1596 neu bearbeitet sein.
Gegen das Verbot des Fürsten Escalus hallt in den Straßen Veronas fortwährend Waffanlärm im Streit der feindlichen Häuser Montecchi und Capuletti und ihrer Anhänger. Montecchis Sohn Romeo hält sich von dem Streit fern, denn er liebt unglücklich die herzlose Rosalinde. |
Um ihn zu zerstreuen, führen ihn seine Freunde Mercutio und Benvolio maskiert in das feindliche Haus der Capulets zum Ballfest. Hier erblickt er Julia, die junge Tochter des Hauses; vergessen ist Rosalinde und aller Liebesschmerz, und mit allen Fibern glüht er für die schnellgewonnene Julia, die wie er ganz in dieser Liebe aufgeht. Von dem gutmütigen Pater Lorenzo werden sie heimlich getraut, feiern heimlich die Brautnacht und hoffen durch ihre Liebe die feindlichen Häuser zu versöhnen.
Da ereilt Romeo das tragische Geschick, dass er in einen Kampf zwischen Tybalt, dem Neffen Capulets, und seinem Freund Mercutio gezogen wird. Friedenstiftend will er dazwischen treten, erreicht aber nur, dass Mercutio erschlagen wird. Er will sich nun den aufreizenden Reden Tybalts, des Vetters seiner Julia, entziehen, muss wieder Willen den Degen ziehen und tötet Tybalt.
Empört über die neuen Mordtaten, verbannt Fürst Escalus Romeo aus Verona, und dieser will, ebenso wie Julia, darüber verzweifeln. Doch der freundliche, stets bereitwillige Pater Lorenzo verspricht sie zu beschützen und ersinnt ein Mittel, Julia, die von ihrem Vater zur Ehe mit dem Prinzen Paris gezwungen werden soll, vor diesem Verbrechen zu bewahren. |
Der Balkon der Julia in Verona
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Er gibt ihr einen Trank, der sie tot erscheinen lässt, worauf sie in der Familiengruft beigesetzt wird. Der Bote, den Lorenzo an den in Mantua weilenden Romeo mit beruhigenden Nachrichten schickt, trifft den Jüngling unglücklicherweise nicht, wohl aber trifft ihn die Nachricht von dem Tode seiner Julia. Er eilt nach Verona, tötet am Eingang der Gruft den Prinzen Paris und stößt sich dann voller Verzweiflung am Sarge Julias den Dolch ins Herz. Zu spät erwacht Julia von dem Schlaftrunk. Da sie Romeo entseelt zu ihren Füßen erblickt, ersticht sie sich mit dem Dolche des Gatten.
Der Lärm des Kampfes, der zwischen Romeo und Paris stattgefunden, hat die Bewohner Veronas zum Friedhof getrieben, und als dort die entsetzten Väter Montecchi und Capuletti durch Pater Lorenzo die Leidensgeschichte des Liebespaares erfahren, reichen sie sich die Hände und geloben Frieden angesichts der armen Opfer ihres Streites, denn: Nimmer gab es ein so trübes Los, als Julias und ihres Romeos.
Aus: "Geschichte der Weltliteratur" von Carl Busse und "Führer durch das Schauspiel" von Leo Melitz
Der Verfasser
Shakespeare, wie der Name in allen amtlichen Urkunden lautet, oder Shakespere, wie der Dichter selbst in den fünf erhaltenen eigenhändigen Unterschriften seinen Namen schrieb, heißt deutsch etwa Speerschüttler, Speerschwinger, Speerträger. Möglicherweise sind Vorfahren des Dichters Landsknechte oder Polizisten gewesen. Fast alle Shakespeares, von denen wir wissen, gehörten den niederen Ständen an, waren Handwerker oder Ackerbürger. |
Portrait Shakespeares von Martin Droeshour aus der ersten Folio-Ausgabe
| Der um 1560 geborene Großvater des Dichters, Richard Shakespeare, hatte ein Landgut unweit Stratford. Nach diesem am Avon gelegenen Marktflecken siedelte etwa 1551 sein dritter, 21jähriger Sohn John über.
Er wird als Fleichschändler, Wollhändler oder Handschuhmacher bezeichnet; wahrscheinlich nutzte er also die Produkte des väterlichen Gutes und der Landwirtschaft überhaupt, soweit sie sich auf Fleisch, Häute und Wolle bezogen, kaufmännisch aus. Er brachte es zu Vermögen, heiratete 1557 Mary Arden, die jüngste Tochter des wohlhabenden, dem niederen Adel angehörenden Robert Arden, und ward nacheinander Polizeimeister, Ratsherr (Alderman) und Bürgermeister von Stratford. Von seinen acht Kindern waren die beiden ältesten Mädchen, die früh starben. Um so freudiger ward der 1564 einpassierende erste männliche Spross begrüßt, der als William am 26. April in der (evangelischen) Stratforder Pfarrkirche getauft ward. Sein Geburtstag ist wahrscheinlich der 22. April (nach dem neuen, gregorianischen Kalender der 4. Mai).
Stratford war damals ein Landstädtchen von etwa 1500 Einwohnern, das trotz seiner wenig romantischen Lage und seiner Weltabgeschiedenheit dem Knaben doch mannigfache Anregungen bot. Im benachbarten Coventry gab es die berühmten Mysterienspiele anzustaunen, das nahegelegene Kenilworth sah glänzende Hoffeste zu Ehren der Anwesenheit Elisabeths, Stratford selbst war bei umherziehenden Schauspielertruppen sehr beliebt, die dort häufig ihre Künste zeigten. Vielleicht waren die Eindrücke, die der Knabe davon empfing, für sein ganzes späteres Leben entscheidend. Etwa von 1571 an besuchte er die Statforder Lateinschule. Hier las er erst Ovid und andere römische Dichter in der Ursprache und erwarb sich auch sonst genügende historische und andere rämische Dichter in der Ursprache und erwarb sich auch sonst genügende historische und allgemeine Kenntnisse, so dass er durchaus nicht so ungebildet war, wie es oft hingestellt wird. Immerhin soll er die Schule verhältnismäßig früh verlassen haben, da die Vermögensverhltnisse seines Vaters sich sehr verschlechterten. William kam entweder zu einem Fleischer in die Lehre oder als Schreiber zu einem Advokaten. Aus den nächsten Jahren berichtet die Überlieferung dann, dass der Most sich etwas wild gebärdete. Aus einem tugendholdigen Musterjüngling wär' auch kein Shakespeare geworden. Er soll ein wackerer Zecher gewesen sein und der Anführer der städtischen Jugend bei gewaltigen Bierturnieren. Neben manchem Rausch soll er ferner auch manchen Rehbock nach Hause getragen haben, den er auf Wilddiebspfaden in den Forsten der Nachbarschaft schoss. Dafür soll ihn der Besitzer der Jagd haben einsperren oder gar auspeitschen lassen, und Shakespeare soll sich durch ein Spottgedicht gerächt haben. Jedenfalls ward ihm Stratfords Boden allmählich zu heiß, und eine übereilte Ehe, die der Achtzehnjährige mit einer um acht Jahre älteren Bäuerin namens Anna Hathaway schloss, - die Erklärung dafür bietet vielleicht ein schon wenige Monate nach der Hochzeit geborenes Kind -, trug auch nicht dazu bei, ihm den Aufenthalt in der Enge des Landstädtchens angenehmer zu machen. Im Februar 1585 ward ihm ein Zwillingspaar geboren, und bald nachher führte er einen wohl längst genährten Plan aus: er verließ, wahrscheinlich heimlich, Stratford und ging nach London. Es ist anzunehmen, dass ihn dabei von vornherein die Absicht leitete, Schauspieler zu werden.
Das Globe-Theater in London zu Shakespeares Zeiten
London zählte zu jener Zeit etwa eine Viertelmillion Einwohner, und auf der Themse wie in den engen Straßen spielte sich das bunte, farbige, lustige Leben Alt-Englands ab. Über die ersten Londoner Jahre Shakespeares wissen wir nichts. Er muss aber rasch seinen Weg gemacht haben, denn schon 1592 spottet Greene in seiner Schrift "Für einen Pfennig Weisheit" über ihn als den Allerweltskünstler, den wahren Hans Faktotum, der sich für den einzigen Bühnenerschütterer (Shakescene) im Lande halte. Von den sechs Truppen, die London bei der Ankunft des Dichters beherbergte, trat Shakespeare derjenigen bei, die sich um den genialen Richard Burbadge scharte, unter dem patronat des Grafen Leicester, später unter dem verschiedener anderer Granden stand und nacheinander im alten "Theater", in der "Rose", im "Globus" und im Blackfriarstheater spielte. Als Schauspieler mag Shakespeare nicht allzu bedeutend gewesen sien. Er soll u.a. den Geist im "Hamlet" und den Pater Lorenzo im "Romeo" gespielt haben, - also keine führenden Rollen. Aber als Dramaturg, Regisseur und Dichter war er für die Truppe von größtem Wert, und es dauerte nicht lange, so verfügte er über verhältnismäßig reiche Einnahmen, die er teils in London, teils in Stratford anlegte. Er war Mitbesitzer des Globe- und Blackfriarstheaters, erwarb später ein Haus mit Garten und kaufte sich besonders in seinem Heimatstädtchen an. Hier gehörten ihm nicht nur bald Häuser und Äcker, sondern er konnte auch der Stadt den Zehnten abpachten, so dass er am Ende der wohlhabendste Mann und größte Grundbesitzer von Stratford war. Auch mit seiner Familie war es nach 1590 wieder aufwärts gegangen: sie erhielt sogar ein Wappen und ward in die Gentry, den niederen Adel, aufgenommen. Überhaupt scheint es Shakespeares Plan von vornherein gewesen zu sein, in London sich Geld zu erwerben und dann nach Stratford zurückzukehren. Der Erwerbssinn ist außerordentlich stark in ihm ausgeprägt. Er lieh Geld auf Zinsen, was damals mehr oder minder als Wucher galt, verklagte säumige Schuldner und war ein praktischer und energischer Geschäftsmann. Dass er dabei kein Geizhals und Duckmäuser war, beweisen die aus der Londonder Zeit erzählten Anekdoten, nach denen der Dichter weder einem guten Trunk noch einem galanten Abenteuer abgeneigt war. So soll er einmal belauscht haben, wie eine hübsche Bürgersfrau, die Richard Burbadge in seiner Rolle als Richard III. entzückt hatte, den berühmten Schauspieler zum Stelldichein lud. Als Richard III. sollte er nachts an ihre Tür klopfen. Das Stichwort aber machte sich Shakespeare zunutze, und als Richard Burbadge erschien, war die Stelle schon besetzt, und Shakespeare rief ihm spöttisch durch die Tür zu, dass William der Eroberer vor Richard III. komme. Wenn die Geschichte nicht wahr ist, so ist sie doch gut erfunden, und sie wirft auch ein hübsches Schlaglicht auf die sittlichen Zustände des Merry Old England. Auch an einer schwere, schmerzensreichen Herzensleidenschaft hat der Dichter in London getragen, wie die Sonette uns verraten. Näheres davon wissen wir jedoch nicht.
Shakespeares Unterschrift aus seinem Testament
Verhältnismäßig früh zog sich Shakespeare von der Bühne zurück. Er fühlte sich vielleicht vor der Zeit gealtert. Schon seit etwa 1603 scheint er immer öfter nach Stratford zurückgekehrt zu sein, seit etwa 1610 mag er für immer in seiner Vaterstadt geweilt haben. Dort verwählte er 1607 seine älteste Tochter dem Mediziner, Dr. John Hall, 1616 seine zweite Tochter einem angesehenen Weinhändler. Von Krankheit geplagt, hatte er schon vorher ein ausführliches Testament gemacht, das, mit Änderungen und Nachträgen versehen, im März 1616 von fünf Zeugen durch Unterschrift bekräftigt ward. Die Urkunde ist uns erhalten; sie enthält dreimal den eigenhändigen, mit unsicherer Hand gegebenen Namenszug des Dichters. Wenige Wochen nach der Ausfertigung des Testaments, am 23. April 1616, starb Shakespeare; am 25. April ward er in der Pfarrkirche beigesetzt. Auf seiner Grabplate stehen die vielleicht von ihm selbst dafür gedichteten Worte:
«Gutfreund, bei Jesus! störe du
Nicht diesen Staub in seiner Ruh:
Gesegnet, wer ihn ehrt, den Stein;
Verflucht, wer rührt an mein Gebein.»
Aus: "Geschichte der Weltliteratur" von Carl Busse.
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«Was in Momenten ungeheurer Ereignisse sich in dem Herzen der Menschen verbirgt, wird ausgesprochen; was ein Gemüt ängstlich verschließt und versteckt, wird hier frei und flüssig an den Tag befördert; wir erfahren die Wahrheit des Lebens und wissen nicht wie.»
Johann Wolfgang von Goethe
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