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Daniel Defoe
Nach einem Stich in seinen "Gesammelten Werken"
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Daniel Foe (oder Defoe, wie er sich seit etwa 1703 nannte) wurde als Sohn eines Fleischers 1661 (oder 1660) zu London im Kirchspiel von St. Giles geboren. Sein Vater gehörte nicht der Hochkirche an, und auch der Sohn war eifriger Protestant (Nonkonformist). Da er schon früh gute Anlagen verriet, sollte er zum nonkonformistischen Geistlichen erzogen werden; allein er erkannte bald selbst, daß er zum Theologen nicht geeignet sei, und gab den Plan, zu studieren, umso mehr auf, als ihm seine religiöse Überzeugung Schwierigkeiten bereitete.
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Wegen Teilnhame an dem Aufstand des Herzogs von Monmouth gegen König Jakob II.war er für Jahre ins Ausland geflohen; nach seiner Rückkehr hatte er einen kaufmännischen Beruf ergriffen, hatte aber bald Bankrott gemacht und war bis über die Ohren in Schulden geraten. Derselbe Mann jedoch, der sich selbst nicht zu raten wusste, hatte gleichzeitig vortreffliche Projekte ausgearbeitet, die sich auf Errichtung oder Verbesserung nationaler Kreditanstalten, Banken und Sparkassen bezogen, hatte kluge Reformen des Versicherungs-, Schul-, Gerichts- und Gesundheitswesens befürwortet. Als man ihn nun wegen ironischer Verhöhnung kirchlicher Unduldsamkeit an den Pranger stellte, jubelte ihm das Volk zu, und kaum aus dem Gefängnis entlasen, gab er von 1704 ab eine einmal wöchentlich erscheinende Zeitschrift, "Die Rundschau" (Review), heraus. Sie war der Vorläufer und durch eine ihrer Abteilungen das Vorbild der bald darauf ins Leben tretenden moralischen Wochenschriften.
Foe hat auch spter noch eine reiche politische und literarische Wirksamkeit entfaltet, hat als geschickter Sachwalter die Vereinigung von England und Schottland gefördert und die bezüglichen Verträge entworfen, hat sich dann mehr und mehr von der Politik zurückgezogen und eine Unzahl Romane geschrieben, die sich als englische Ausläufer des spanischen Schelmenromans erweisen. |
Keine Schande:
Defoe am Pranger
| Verbrecher, Dirnen, Abenteurer und heruntergekommene Leute aller Art erzählen darin ire sensationellen Erlebnisse. Nach Amerika und Afrika, nach Spanien und Deutschland, Holland und Schottland führt Defoe darin; Soldaten- und Gauner, Piraten- und Liebesabenteuer werden dargestellt; Aber nur ein einziges von all diesen Werken hatte einen großen Erfolg - einen der größten Bucherfolge, die die Welt je erlebte: der Robinson Crusoe.
Daniel Defoe starb am 26. April 1731 zu London im Alter von über siebzig Jahren. Er schied in Not und Bitterkeit aus dem Leben, denn er hatte sein Vermögen seinem Sohne überantwortet, der ihm die vereinbarte Rente vorenthielt.
Aus: "Geschichte der Englischen Literatur" von Richard Wülker
Robinson Crusoe
Titelblatt
der Erstausgabe (1719)
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The Life and Strange and Surprising Adventures of Robinson Crusoe of York, Mariner, 1719. Von Daniel Defoe.
«I was born in the year 1632, in the city of York, of a good family, though not of that country, my father being a foreigner of Bremen, who settled first at Hull. He got a good estate by merchandise, and leaving off his trade, lived afterwards at York, from whence he had married my mother, whose relations were named Robinson...»
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Der Inhalt
Dem "Robinson" liegt die Geschichte des schottischen Matrosen Alexander Selkirk zugrunde, der als etwa Dreißigjähriger von seinem Schiffe desertierte, über vier Jahre einsam auf der Insel Juan Fernandez lebte und 1709 von dem englischen Kapitän Rogers dort aufgefunden und nach der Heimat zurückgebracht wurde. Rogers' Mitteilungen über die Erlebnisse dieses Mannes erschienen 1712; sieben Jahre spter, 1719, gab Daniel Defoe "Das Leben und die fremdartigen, wunderbaren Schicksale Robinson Crusoes, eines Matrosen aus York" heraus. Ein abenteuerlustiger Knabe, der seinen Eltern ausrückt, zu Schiff geht, als Schiffsbrüchiger eine menschenleere Insel umweit der Orinokomündung erreicht und hier, ganz allein auf sich angewiesen, durch die harte Notwendigkeit erfinderisch gemacht, sich alles, was zur Notdurft, zum Schutze, zur Bequemlichkeit des Lebens gehört, verschafft oder anfertigt. In dem Aufstieg Robinsons, in der Entwicklung seines kleinen Reiches spiegelt sich der Auffstieg und die Entwicklung der Menscheit.
Robinson Crusoe. Nach dem Titel der Erstausgabe
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Seine erste Wohnung die Höhle, seine größte Notwendigkeit: Waffen zur Erlegung von Wild, sein erster Beruf: der des Jägers. Langsam wird eine höhere Entwicklungsstufe erreicht: aus der Höhle übersiedelt er in die Hütte, der Jäger wird zum Ackerbauer, Viehzüchter und Handwerker. Um dann weiter emporsteigen, um Anfänge gesellschaftlich-staatlicher Ordnung begründen zu können, darf Robinson nicht einsam bleiben. So rettet er sich erst den Wilden Freitag, macht ihn zu seinem Genossen und baut mit seiner Hilfe stattliche Häuser; regelt dann sein Verhältnis zu neu an der Insel gelandeten Schiffbrüchigen und zu den Kanibalen der Nachbarschaft. Hierbei legt Defoe seine politischen und religiösen Ideale dar. |
Mit der Rückkehr nach England schließt der erste Teil, dem zwei schwächere Fortsetzungen folgten. Die erste läßt Robinson mit Freitag abenteuerliche Reisen durch China und Sibirien unternehmen und führt die beiden dann in ihr Inselreich zurück, das sie zu einem Idealstaat auf christlicher Grundlage ausbauen; die zweite bringt gar nur Reflexionen und moralische Betrachtungen über Robinsons Leben. Beide sind vergessen.
Die Wirkung des "Robinson Crusoe" war ungeheuer; der Verleger konnte nicht genug Exemplare beschaffen; vier Auflagen waren bereits im Erscheinungsjahr 1719 vergriffen; das folgende Jahr sah schon französische, deutsche, holländische Ausgaben, die sofort wieder nachgedruckt werden mussten. In alle europäischen Sprachen ward das Buch übersetzt, in allen nachgeahmt; als "Perle des Ozeans" ward es eine Lieblingslektüre der Araber; die Robinsonaden bildeten seitdem eine eigene Literaturgattung.
Aus: "Geschichte der Englischen Literatur" von Richard Wülker und "Geschichte der Weltliteratur" von Carl Busse
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«Robinson Crusoe hat den Kindern unglaubliche Dienste geleistet; es ist ihr Entzücken und ihr Evangelium.»
Johann Wolfgang Goethe
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©Copyright 2003 Thilo v. Pape. Nutzung von Texten und Abbildungen nur mit Genehmigung.
Interpretation, Inhaltsangabe, Erläuterung von Klassikern der Weltliteratur nicht nur für Referate
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