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Der zerbrochne Krug
Der zerbrochne Krug Ausgabe des Insel-Verlags
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Der zerbrochne Krug, 1806. Von Heinrich von Kleist.
«Von Eurer Aufführung, Herr Richter Adam, /
Weiß ich nicht, was ich denken soll. Wenn Ihr selbst /
Den Krug zerschlagen hättet, könntet Ihr /
Von Euch ab den Verdacht nicht eifriger /
Hinwälzen auf den jungen Mann, als jetzt. /
»
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Der Inhalt
Der Dorfrichter Adam war nächtlicherweise zu Eva Rull ins Haus geschlichen. In der Dunkelheit von Ruprecht, dem Verlobten des Mädchens, zum eiligen Rückzug gezwungen, wurde er von diesem bei der Flucht mit der Türklinke auf den Kopf geschlagen und musste zerschunden, mit Zurücklassung seiner Perücke, davon.
Szenenfoto aus einer historischen Aufführung Bei der Prügelei ist ein wertvoller Krug zerbrochen. Frau Martha Rull hält Ruprecht für den Täter. Sie kommt zum Gerichtstag, den jungen Burschen, der nun auch von Eva, die er für treulos hält, nichts mehr wissen will, zu verklagen.
Der Gerichtsverhandlung wohnt der auf einer Inspektionsreise befindliche Gerichtsrat Walter bei. Dem Richter Adam ist bei der Sache nicht wohl und er sucht durch allerlei Wendungen zu verhüten, dass die Wahrheit an den Tag kommt. Namentlich weiß er Eva zum Schweigen zu verpflichten, da er droht, sonst ihren Geliebten als Soldaten nach Indien zu schicken. Walter ahnt den Zusammenhang. Wie nun von einer Nachbarin auch noch Adams Perücke gebracht wird, die sie am Spalier hinter Marthas Haus gefunden, fordert er den Richter auf, zum Spruch zu kommen. Adam verurteilt den Ruprecht zu Gefängnisstrafe. Das hält Eva jedoch nicht aus; sie öffnet jetzt den Mund und erzählt den wahren Hergang der Sache.
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Manuskript aus 'Der Zerbrochne Krug'
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Adam entflieht, und der Gerichtsrat beruhigt die geängstigte Eva. Durch den wiederhergestellten Frieden zwischen ihrer Tochter und deren Verlobten Ruprecht beruhigt sich auch Frau Martha Rull über ihren zerbrochenen Krug.
Ausschnitt aus dem Kupferstich von J. J. Le Veau nach einem Ölgemälde von Louis Philibert Debucourt ; Mit freundlicher Genehmigung des Kleist-Archiv Sembdner
Aus: "Führer durch das Schauspiel" von Leo Melitz.
Der Verfasser
Geboren ward Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist am 18. Oktober 1777 zu Frankfurt an der Oder. Er verlor früh die Eltern, kam vorwiegend unter weiblichen Erziehungseinfluss und stand besonders seiner Stiefschwester Ulrike sehr nahe.
Kleist; Aus dem Corpus imaginum der Photographischen Gesellschaft in Berlin.
| Nach Familientradition trat er 1792 ins 1. Garderegiment, schloss hier mit Fouqué Freundschaft, ward 1797 Sekondeleutnant, nahm jedoch 1799, unbefriedigt vom Garnisondienst, den Abschied, um an der Universität seiner Vaterstadt mit äußerstem Eifer, aber planlos zu studieren. Hier verlobte er sich mit Wilhelmine von Zenge, die er nach seiner Natur bald hofmeisterte, ging im August 1800 nach Berlin, um dort eine Anstellung zu finden, machte ein paar nicht recht klare Reisen, fuhr 1801 mit Ulrike nach Paris und ward dort nicht nur gegen die Franzosen sehr voreingenommen, sondern bekam auch solchen Ekel vor den Wissenschaften, dass er in die Schweiz floh, um dort "ein Bauer zu werden".
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Als seine Braut, die unter den vielen Unbegreiflichkeiten seiner Natur gelitten hatte, seine neueste Marotte nicht mitmachen wollte, löste er das Verhältnis. In krankhafter Unruhe treibt es ihn in den nächsten Jahren bald hier-, bald dorthin: er ist in Weimar und Jena, in Leipzig und Dresden, in Lyon und Paris, oft "von der Furie gepeitscht", von Gemütserregungen, die sich bis zu Wahnsinnsanfällen und schweren Nervenleiden steigern, hin- und hergeworfen. Sein kleines Vermögen hatte er verzehrt; 1804 bewarb er sich wieder um eine Anstellung, ward 1805 Diätar in Königsberg, aber als ihm die Königin Luise aus ihrer Privatschatulle eine Pension auswarf, wanderte er 1807 zu Fuß nach Berlin. Als vermeintlichen preußischen Spion sandten ihn die Franzosen für mehrere Monate in Gefangenschaft nach Frankreich.
Nach seiner Befreiung wandte er sich nach Dresden, kam hier in romantische Kreise, gab mit Adam Müller die kurzlebige Zeitschrift "Phöbus" heraus, irrte dann weiter und erschien 1810 in Berlin. Der Tod der Königin raubte ihm die Pension, Not bedrückte ihn, der Versuch, sich durch eine neue Zeitschrift, die "Berliner Abendblätter", eine Position zu schaffen, misslang, allerlei Herzenswirren kamen dazu, die Familie, selbst Ulrike, machte ihm die bittersten Vorwürfe, und als eine romantisch-hysterische Freundin, Frau Henriette Vogel, ihn aufforderte, sie zu erschießen, widerstand er nicht. Am 21. November 1811 erschoss er am ufer des Wannsees bei Potsdam erst sie, dann sich. |
"...meine ganze Hoffnung beruht auf Dich. Manuskript eines Briefes an Ulrike vom 8. Juni 1807
| Den Platz, wo beide begraben lieben, hat der Besitzer des Grund und Bodens, Prinz Friedrich Leopold, 1904 der Nation geschenkt. Aus dem Grabe wächst eine Eiche. Auf einem Gedenksteine stehen die Verse:
«Er lebte, sang und litt in trüber, schwerer Zeit,
Er suchte hier den Tod und fand Unsterblichkeit»
Aus: "Geschichte der Weltliteratur" von Carl Busse.
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«Er gehört, um es gleich voranzuschicken, zu denjenigen Werken, denen gegenüber nur das Publikum durchfallen kann, denn deren gibt es auch, wie die Erfahrung lehrt.»
Friedrich Hebbel
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