Der InhaltDas berühmteste der Calderonschen Dramen spricht die Anschauung von der Nichtigkeit irdischen Glücks und Begehrens aus. Der König Basilius von Polen hat seinen Sohn, den Prinzen Sigismund, gleich nach der Geburt in einen Felsenkerker im Gebirge sperren lassen, dem kein menschlicher Fuß nahen darf. Denn die Zeichendeuter hatten dem Kinde das Horoskop gestellt, dass es einmal der grausamste der Fürsten sein, das Reich in Bürgerkriege stürzen, den eignen Vater zu seinen Füßen sehen werde. Um sich und sein Land vor diesem Schicksal zu bewahren, hält der König den Sohn in Armut, Einsamkeit und Elend gefangen; nur Clotald, ein Großer des Reiches, darf zu ihm; er ist ihm Erzieher, Lehrer, Aufseher,; aber als es sich nun um die Thronfolge handelt, wird der König von Zweifeln geplagt, ob er den Zeichen nicht zu viel getraut und ob er das Recht habe, seinem Blut das angestammte Erbe zu verwehren. So beschließt er, des Prinzen Sinnesart zu prüfen. Durch einen Schlaftrunk wird der arme Gefangene betäubt, und als er erwacht, findet er sich als Erbe Polens von fürstlichem Gepräge umstrahlt.
Aber in Ketten sinnt er dem vermeintlichen Traum nach, und neue Erkenntnisse dämmern ihm: das ganze Leben ist nur ein Traum; was einer ist, das träumt er nur; «der König träumt: er sei ein König, und, tief in diesen Traum versenkt, gebietet er und herrscht und lenkt." Doch wen kann die Herrschaft noch lüstern machen, der da weiß, dass sie beim Erwachen schwindet? Meuternde Truppen, die nun den wahren Thronerben kennen, befreien den Gefangenen aus dem Kerker; zwischen ihnen und den Scharen, die dem König treu bleiben, kommt es zum Kampf, in dem Sigismunds Heer siegreich ist. Nun erfüllen sich die Prophezeiungen: Der alte König des vom parteienstreit zerrissenen Landes liegt im Staub vor seinem Sohne. Der aber, geläutert, hebt ihn auf. Die Sterne lügen nicht; der Versuch des Königs, des Himmels Ratschluss zu durchkreuzen und aufzuhalten, war ein Wahn. Der ungerechte Zwang, den er auf den Sohn geübt, hat im Gegenteil gerade vollbracht, was er verhindern sollte. Niemand kann gegen das Schicksal an; man läuft ihm niemals sicherer entgegen, als indem man ihm mit Menschenwitz zu entfliehen trachtet. Der ganze Hof beugt sich nun staunend und preisend vor dem Prinzen, der durch einen Traum so weise geworden ist, der seine Macht nicht mehr missbrauchen wird, der seine heftigen Begierden zügeln gelernt hat und nicht mehr wilden Wünschen nachjagt. Denn, sagt er, « Ist des Genusses Wonne nichts Als eine schöne Flamme, die in Asche Beim leisen Hauch der Morgenluft verlodert: - So lasst das Ew'ge dann uns suchen, wo Der Ruhm nicht wandelbar, das Glück kein Schlummer, Und keine Traumgestalt die Hoheit ist.»Man sieht hier den Sohn der Epoche, in der die christlichen Ideale die irdischen der Renaissance ganz besieht und zurückgedrängt haben. Das Leben ein Traum, ein Nichts, ein Übergang, alle Lust über kurz oder lang in Leid endend, deshalb nicht erstrebenswert. Und die Menschen preisgegeben einem unentrinnbaren Schicksal. Aus: "Geschichte der Weltliteratur" von Carl Busse.
Philipp IV. rief ihn 1635 zurück, ernannte ihn zum Hofschauspieldichter, unterstellte ihm das Theater seines Lustschlosses Buen Retiro und ernannte ihn 1637 zum Ritter des Ordens von Santiago.
Signatur des Calderon Aus: "Geschichte der Weltliteratur" von Carl Busse. |
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