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Julie, où la Nouvelle Héloise
Julie ou La Nouvelle HeloÏse Julie ou La Nouvelle Heloïse Julie ou La Nouvelle Heloïse, 1761.
Von Jean Jacques Rousseau.

«Il faut des spectacles dans les grandes villes, et des romans aux peuples corrompus. J'ai vu les moeurs de mon temps, et j'ai publié ces lettres. Que n'ai-je vécu dans un siècle où je dusse les jeter au feu!»

Der Inhalt

Julie küsst Saint Preux
Julie küsst Saint Preux
Julie, oder die neue HeloÏse", erschien im jahre 1761. Die sechs Bände dieses moralisierenden Briefromans à la Richardson wurden förmlich verschlungen. Besonders die erste Abteilung, der überschwengliche Liebesroman, in dem Saint-Preux, der bürgerliche Lehrer, und Julie, seine vornehme Schülerin, der Leidenschaft erliegen, wirkte gewaltig.

Selbst wenn man von den glänzenden Naturschilderungen ganz absieht: es ist in diese Briefe echte, stark sinnlich gefärbte Leidenschaftsglut hineingeschlagen, denn Rousseau verzehrte sich, während er daran schrieb, in Sehnsucht nach der Gräfin d'Houdetot.

Und diese Sprache der Leidenschaft war für eine ganz in der Galanterie aufgehende Gesellschaft etwas Neues, Seltsames, Erschütterndes. Es ergab sich aber ein fühlbarer Zwiespalt zwischen den Anschauungen und Neigungen des großen Schriftstellers. Was er am glühendsten und mit stärkster persönlicher Anteilnahme schilderte, erschien ihm moralisch zugleich verwerflich, und um einen Ausgleich zu schaffen, führte er den Liebesroman in den letzten vier Bänden zum "Tugendroman" hinüber: er lässt Julie ihren Fehl büßen.
Der Tod der Heloise
Der Tod der Heloise
Sie unterwirft sich den Wünschen ihres Vaters und wird an der Seite eines braven Mannes eine musterhafte Gattin und Mutter. Natürlich ist dieser zweite Teil minder lebendig und langweiliger als der erste. Überhaupt kann man die "Neue Heloïse" heut nur noch mit Anstrengung lesen. Besser als das zeitliche Entzücken verstehen wir die Kritik der Marquise von Pompadour, die in einem Briefe spottete: "Welch ein langweiliges Wesen ist doch diese Julia! Wie viel Vernünftelei und tugendhaftes Geschwätz, um endlich mit einem Manne zu schlafen!"

Aus: "Geschichte Weltliteratur" von Carl Busse.

Der Verfasser

Rousseaus Vater Isaak war Uhrmacher in Genf, ein geschickter, ritterlicher, leidenschaftlicher und zärtlicher Mensch. Des besseren Fortkommens halber ging er als "Uhrmacher des Serail" nach Konstantinopel, aber die zurückgebliebene Gattin drängte solange, bis er heimkam. Jean Jacques ward, wie er in den "Bekenntnissen" erzählt, "die traurige Frucht dieser Rückkehr. Nach zehn Monaten (am 28. Juni 1712) wurde ich krank und schwächlich geboren, kostete meiner Mutter das Leben, und meine Geburt war mein erstes Unglück." Das Kind brachte einen organischen Blasenfehler mit auf die Welt, und zeitlebens litt Rousseau an einer quälenden Harnverhaltung, die wohl manches zu seiner Gereiztheit begetragen hat. Der frühreife Knabe lernte rasch lesen; über den von der Mutter hinterlassenen Romanen saß er mit dem gleich leseeifrigen Vater oft die Nächte hindurch. Diese Romanlektüre brachte es mit sich, dass Jean Jacques, ohne noch eine blasse Idee von den Dingen selber zu besitzen, doch schon alle Gefühlserregungen durchgekostet hatte und wunderlich-phantastische Vorstellungen vom Leben bekam, die nach seinem eigenen Geständnis weder durch Erfahrung noch Nachdenken jemals wieder ganz zurechtgerückt werden konnten. Neben den Romanen bildete der Plutarch seine Lieblingslektüre, und der kleine Republikaner entflammte sich an den großen Republikanern Griechenlands und Roms. Auf der einen Seite also große Gefühlsweichheit, ja ein Gefühlsüberschuss, der in dem Knaben eine fast krankhafte sensibilité, eine außerordentliche Überreiztheit der Sinnlichkeit verschuldete; auf der anderen ein an großen Vorbildern entwickelter Stolz, ja eine Aufsässigkeit und Unbeugsamkeit des Charakters und ein durch eine ungerechte Bestrafung noch gestachelter Gerechtigkeitssinn. Man muss ferner anmerken, dass der Knabe, der keine rechte Erziehung erhielt, in der Hauptsache von Frauen gelenkt und geleitet ward. Auch im Leben des Erwachsenen haben Frauen eine große Rolle gespielt.


Portrait Rousseaus
Nach dem Gemälde von M. Q. Latour
Jean Jacques ward zuerst in der Schreibstube eines Anwalts, dann bei einem Kupferstecher unterbgebracht. Er geriet in schlechte Gesellschaft, ward roh behandelt und entfloh sechzehnjährig aus Genf. Ein katholischer Geistlicher wies ihn an die eben zum Katholizismus übergetretene, damals 29jährige Frau von Warens nach Annecy, die den jungen Mann gütig aufnahm und ihn nach Turin in ein Hospiz sandte, in dem er am 23. August 1728 aus eigennützigen Gründen seine Aufnahme in die katholische Kirche vollziehen ließ.
Er hat diesen Schritt, der ihm nicht einmal den erhofften Vorteil brachte, sehr bereut und ist 1754 wieder Calvinist geworden. Nach seiner Entlassung aus dem Bekehrungshaus ward er Bedienter bei der Gräfin von Vercellis in Turin und entwendete hier ein Band. Aus Scham gestand er den ziemlich harmlosen Diebstahl nicht nur nicht ein, sondern beschuldigte auch ein junges Mädchen. Er ward entlassen und kehrte nach einigen Abenteuern zu Frau von Warens zurück. Versuche, einen Geistlichen aus ihm zu machen, oder seine leidenschaftliche Liebe zur Musik beruflich zu verwerten, schlugen fehl. Er ward schließlich Haushofmeister bei Frau von Warens, dann nannte er sie in einem immer intimer werdenden Verhältnis "Mama", und endlich ward er der Geliebte dieser 13 Jahr älteren Dame. In Chambéry und auf ihrem nahegelegenen Landgut "Les Charmettes" hat er glückliche Jahre mit ihr verlebt, die Natur genießend und in ernsthaftem Studium seine Bildung vertiefend. Als er aber 1738 nach einer Badereise seinen Platz bei Frau von Warens durch einen Schweizer Lakaien in jeder Beziehung ausgefüllt fand, nahm er eine Erzieherstelle in Lyon an und reiste 1741 mit einem Musiksystem, das die Noten durch Zahlen darstellte, nach Paris ab.

Seine Hoffnungen erfüllten sich hier nicht, und er musste froh sein, bei dem Grafen Mantaigu, dem französischen Gesandten in Venedig, einen Sekretärposten zu erhalten. Nach seiner Schilderung wäre dieser Graf ein roher Dummkopf gewesen, der seine Dienste und Verdienste nicht zu würdigen verstanden hätte. Jean Jacques kehrte also bald wieder nach Paris zurück und lernte hier 1745 in einem Gasthof seine "Therese" kennen, ein 22jähriges Schenkmädchen aus Orleans. Sie hatte schon einen kleinen Fehltritt hinter sich, was den wunderlichen Heiligen bass erfreute, da er noch Schlimmeres vermutete; sie konnte nur schlecht lesen und kaum rechnen. Trotzdem behauptet Rousseau, mit ihr "ebenso angenehm wie mit dem schönsten Genius des Weltenrunds" gelebt zu haben. Obwohl er Therese gesagt hatte, dass er sie nie verlassen, aber auch nie heiraten würde, hat er sie nach 25jährigem Zusammenleben doch zur Gattin genommen.

Seine fünf Kinder ließ er ins Findelhaus bringen. Die Sophistereien, mit denen er das zu erklären und zu entschuldigen sucht, wird ein natürlich empfindender Mensch schwerlich ernst nehmen.

Auf Diderots Anregung ging der 47jährige daran, die von der Akademie zu Dijon gestellte Preisfrage zu behandeln, ob nämlich die Ausbildung der Wissenschaften und Künste mehr zur Verschlechterung oder zur Verbesserung der Sitten beigetragen habe. Der hochmütige Autodidakt, der sich für ein Opfer der Kultur hielt, beantwortete in seiner "Abhandlung über die Wissenschaften und Künste" (1750) die Frage in dem bekannten, für die Kultur feindlichen Sinne, erhielt den Preis und war mit einem Schlage berühmt.


Jean Jacques Rousseau
Nach dem Gemälde von Albrier.
Von nun an stellte er sich in bewussten Gegensatz zur Zivilisation, legte seine schönen Kleider und die feine Wäscher ab, um nur noch das Einfachste zu tragen, entsagte einer guten Stellung und versteifte sich plötzlich in einer wunderlichen Folgerichtigkeit darauf, nicht als berühmter Schriftsteller, sondern als schlichter Notenabschreiber sein Brot zu verdienen. Mit einer hübschen Oper, dem "Dorfwahrsager" (Le devin du village, 1752), errang er um diese Zeit großen Erfolg. Der König wünschte ihn zu sehen, eine Pension war ihm so gut wie sicher, aber seiner Rolle getreu kam er zur Aufführung nach Fontainebleau in höchst nachlässiger Kleidung und ignorierte den Wunsch des Monarchen.

Ein neues, von der Dijoner Akademie aufgeworfenes Thema behandelte Rousseau 1754 in der "Abhandlung über die Ungleichheit". Er unternahm im selben Jahre eine Reise nach Genf, ward glänzend empfangen, erlangte durch seinen Zurücktritt zum Calvinismus wieder das Genfer Bürgerrecht und nannte sich mit Vorliebe nun "Citoyen de Genève". Nach seiner Rückkehr seidelte er in ein der Madame d'Epinay gehöriges, bei Montmorency gelegenes Gartenhaus über, die berühmte "Eremitage", und verliebte sich leidenschaftlich in die 30jährige Gräfin d'Houdetot, ohne Gegenliebe zu finden. Sein Misstrauen und seine Reizbarkeit steigerten sich immer mehr und arteten fast zu Verfolgungswahnsinnn aus. Er glaubte, seine Freunde hätten ein großes Komplott gegen ihn geschlossen, brach mit Diderot, Grimm, Madame d'Epinay, und verließ die Eremitage. Er zog nach Montmorency, wo ihm der Herzog von Luxemburg ein Schlüsschen zur Verfügung stellte, und hier sind zwischen 1757 und 1762 seine berühmtesten Werke entsteanden: neben dem "Brief an d'Alembert" (1758), der sich gegen das Theater wandte und ihn in den schärfsten Gegensatz zu Voltaire brachte, die "Neue Heloïse" (1761), der "Gesellschaftsvertrag" (1762) und der "Emil" 1762) und die "Bergbriefe" (1764), die sich die Genfer Herren scharf vornahmen. Er musste seine Zufluchtsstätte aber bald verlassen: der Ruf seiner Gottlosigkeit, sein argwöhnisch-eigenwilliges Wesen, seine phantastische Tracht - er gefiel sich darin, in langer armenischer Gewandung umherzugehen -, dazu die Anwesenheit seiner wenig schätzenswerten Therese machten es den protestantischen Geistlichen leicht, die Bauern gegen ihn aufzuhetzen.

Sie vertrieben ihn, und auch von seiner nächsten Raststätte, der Petersinsel im Bieler See, ward er verjagt. So folgte er 1766 einer dringenden Einladung David Humes nach England, doch bei der krankhaften Gereiztheit Rousseaus kam es auch hier bald zum Bruch. er kehrte 1767 nach Frankreich zurück, durfte von 1770 ab in Paris leben und schrieb dort, mit Therese in einer armseligen Wohnung hausend, in den "Confessions" seine Lebensbeichte nieder. Im Mai 1778 folgte er einer Einladung des Marquis de Girardin nach dem Landgut Ermenonville bei Paris. Am 2. Juli 1778 ist er dort plötzlich gestorben. Nach einer allerdings unbewiesenen Behauptung hätte er selbst Hand an sich gelegt. Man bestattete ihn noch am gleichen Tage auf der "Pappelinsel" bei Ermenonville. Seine Gebeine wurden 1794 im Pantheon beigesetzt, 1814 gleich denen Voltaires auf den Schindanger geworfen.


Das Pantheon in Paris
Hier wurde Rousseau bei Voltaire gebettet.

Aus: "Geschichte der Weltliteratur Literatur" von Carl Busse.

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»Welch ein langweiliges Wesen ist doch diese Julia! Wie viel Vernünftelei und tugendhaftes Geschwätz, um endlich mit einem Manne zu schlafen!«
Mme. de Pompadour

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