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Das Käthchen von Heilbronn
Theaterzettel der Premiere ; Mit freundlicher Genehmigung des Kleist-Archivs Sembdner
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Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe, 1808. Von Heinrich von Kleist.
«Nimm mir, o Herr, das Leben, wenn ich fehlte!
Was in des Busens stillem Reich geschehn,
Und Gott nicht straft, das braucht kein Mensch zu wissen;
Den nenn ich grausam, der mich darum fragt!
Wenn du es wissen willst, wohlan, so rede,
Denn dir liegt meine Seele offen da! »
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Der Inhalt
Bei der heiligen Feme ist der Ritter Wetter von Strahl von dem Heilbronner Waffenschmied Theobald Friedeborn angeklagt, ihm seine Tochter Käthchen bezaubert zu haben.
Graf von Strahl , Kostümentwurf zur ersten Berliner Aufführung (Graf von Brühl, 1824); Mit freundlicher Genehmigung des Kleist-Archivs Sembdner Diese Bilder können Sie kaufen beim Kleist-Archiv Sembdner.
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Das Kind sei entflohen und folge dem Grafen Strahl auf allen seinen Fahrten. Strahl gibt vor der Feme wohl zu, dass er in letzter Zeit das Käthchen auf allen seinen Wegen finde, er lässt aber das Mädchen vorführen und durch Fragen klarstellen, dass sie keinem Zauber, sondern nur ihrer liebenden Ergebenheit folge. Strahl fordert Käthchen auf, zu ihrem Vater zurückzukehren, und wird von der Feme freigesprochen. - Von einem Gewitter überfallen, sucht der Graf Schutz in einer Köhlerhütte und hat dabei Gelegenheit, eine von Rittern gefangene Dame zu befreien, erkennt aber alsbald in der Befreiten seine listige Freindin Kunigunde von Thurneck und führt sie in ritterliche Haft auf sein Schloss.
Durch das herbeieilende Käthchen erfährt der Graf, dass seine Feinde wider ihn heranrücken. | Während der Vorbereitungen zum Kampf gerät das Schloss in Brand, und alle Insassen müssen schnell daraus entfliehen. Kunigunde, der nur an der Schenkungsurkunde liegt, aber heuchelt, dass in dem Futteral des Grafen Bild enthalten sei, sendet Käthchen danach in das brennende Haus zurück.
Käthchen bringt das Futteral, kann aber nicht mehr hinaus, das Haus stürzt mit ihr zusammen - da erscheint ein Cherub und trägt sie sanft hinab.
Nachdem der Graf die Freinde geschlagen, treibt es ihn mit magischer Gewalt zu Käthchen. Er findet sie unter einem Holunderbusch in tiefem Schlafe liegend. In einer ans Wunderbare grenzenden Szene erkennt er die innige Liebe Käthchens zu ihm und auch seine Liebe zu ihr.
Kunigundes Falschheit wird entdeckt. Der deutsche Kaiser, von seinem Gewissen getrieben, tut kund, dass Käthchen sein natürliches Kind sei, von ihm dem Theobald Friedeborn übergeben.
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, Kostümentwurf zur ersten Berliner Aufführung (Graf von Brühl, 1824); Mit freundlicher Genehmigung des Kleist-Archivs Sembdner Diese Bilder können Sie kaufen beim Kleist-Archiv Sembdner.
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Er ernennt sie zur Herzogin von Schwaben. Die Liebenden Graf Strahl und Katharina werden vermählt, während Kunigunde, von der man nun auch weiß, dass ihre Schönheit nur durch künstliche Mittel hergestellt ist, zur Strafe für ihre Fanschheit ganz leer ausgeht.
Inszenierung des 'Käthchen von Heilbronn' - historische Aufnahme.
Aus: "Führer durch das Schauspiel" von Leo Melitz.
Der Verfasser
Geboren ward Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist am 18. Oktober 1777 zu Frankfurt an der Oder. Er verlor früh die Eltern, kam vorwiegend unter weiblichen Erziehungseinfluss und stand besonders seiner Stiefschwester Ulrike sehr nahe.
Kleist; Aus dem Corpus imaginum der Photographischen Gesellschaft in Berlin.
| Nach Familientradition trat er 1792 ins 1. Garderegiment, schloss hier mit Fouqué Freundschaft, ward 1797 Sekondeleutnant, nahm jedoch 1799, unbefriedigt vom Garnisondienst, den Abschied, um an der Universität seiner Vaterstadt mit äußerstem Eifer, aber planlos zu studieren. Hier verlobte er sich mit Wilhelmine von Zenge, die er nach seiner Natur bald hofmeisterte, ging im August 1800 nach Berlin, um dort eine Anstellung zu finden, machte ein paar nicht recht klare Reisen, fuhr 1801 mit Ulrike nach Paris und ward dort nicht nur gegen die Franzosen sehr voreingenommen, sondern bekam auch solchen Ekel vor den Wissenschaften, dass er in die Schweiz floh, um dort "ein Bauer zu werden".
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Als seine Braut, die unter den vielen Unbegreiflichkeiten seiner Natur gelitten hatte, seine neueste Marotte nicht mitmachen wollte, löste er das Verhältnis. In krankhafter Unruhe treibt es ihn in den nächsten Jahren bald hier-, bald dorthin: er ist in Weimar und Jena, in Leipzig und Dresden, in Lyon und Paris, oft "von der Furie gepeitscht", von Gemütserregungen, die sich bis zu Wahnsinnsanfällen und schweren Nervenleiden steigern, hin- und hergeworfen. Sein kleines Vermögen hatte er verzehrt; 1804 bewarb er sich wieder um eine Anstellung, ward 1805 Diätar in Königsberg, aber als ihm die Königin Luise aus ihrer Privatschatulle eine Pension auswarf, wanderte er 1807 zu Fuß nach Berlin. Als vermeintlichen preußischen Spion sandten ihn die Franzosen für mehrere Monate in Gefangenschaft nach Frankreich.
Nach seiner Befreiung wandte er sich nach Dresden, kam hier in romantische Kreise, gab mit Adam Müller die kurzlebige Zeitschrift "Phöbus" heraus, irrte dann weiter und erschien 1810 in Berlin. Der Tod der Königin raubte ihm die Pension, Not bedrückte ihn, der Versuch, sich durch eine neue Zeitschrift, die "Berliner Abendblätter", eine Position zu schaffen, misslang, allerlei Herzenswirren kamen dazu, die Familie, selbst Ulrike, machte ihm die bittersten Vorwürfe, und als eine romantisch-hysterische Freundin, Frau Henriette Vogel, ihn aufforderte, sie zu erschießen, widerstand er nicht. Am 21. November 1811 erschoss er am ufer des Wannsees bei Potsdam erst sie, dann sich. |
"...meine ganze Hoffnung beruht auf Dich. Manuskript eines Briefes an Ulrike vom 8. Juni 1807
| Den Platz, wo beide begraben lieben, hat der Besitzer des Grund und Bodens, Prinz Friedrich Leopold, 1904 der Nation geschenkt. Aus dem Grabe wächst eine Eiche. Auf einem Gedenksteine stehen die Verse:
«Er lebte, sang und litt in trüber, schwerer Zeit,
Er suchte hier den Tod und fand Unsterblichkeit»
Aus: "Geschichte der Weltliteratur" von Carl Busse.
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«die Menschen in diesem Stück müssen das Unerwartbare denken, fühlen und tun, damit zuletzt - gerade noch - das gute Ende erreicht wird.»
Klaus Wagner
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