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Heinrich von Kleist
Geboren ward Bernd Heinrich Wilhelm von Kleist am 18. Oktober 1777 zu Frankfurt an der Oder. Er verlor früh die Eltern, kam vorwiegend unter weiblichen Erziehungseinfluss und stand besonders seiner Stiefschwester Ulrike sehr nahe.
Kleist; Aus dem Corpus imaginum der Photographischen Gesellschaft in Berlin.
| Nach Familientradition trat er 1792 ins 1. Garderegiment, schloss hier mit Fouqué Freundschaft, ward 1797 Sekondeleutnant, nahm jedoch 1799, unbefriedigt vom Garnisondienst, den Abschied, um an der Universität seiner Vaterstadt mit äußerstem Eifer, aber planlos zu studieren. Hier verlobte er sich mit Wilhelmine von Zenge, die er nach seiner Natur bald hofmeisterte, ging im August 1800 nach Berlin, um dort eine Anstellung zu finden, machte ein paar nicht recht klare Reisen, fuhr 1801 mit Ulrike nach Paris und ward dort nicht nur gegen die Franzosen sehr voreingenommen, sondern bekam auch solchen Ekel vor den Wissenschaften, dass er in die Schweiz floh, um dort "ein Bauer zu werden".
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Als seine Braut, die unter den vielen Unbegreiflichkeiten seiner Natur gelitten hatte, seine neueste Marotte nicht mitmachen wollte, löste er das Verhältnis. In krankhafter Unruhe treibt es ihn in den nächsten Jahren bald hier-, bald dorthin: er ist in Weimar und Jena, in Leipzig und Dresden, in Lyon und Paris, oft "von der Furie gepeitscht", von Gemütserregungen, die sich bis zu Wahnsinnsanfällen und schweren Nervenleiden steigern, hin- und hergeworfen. Sein kleines Vermögen hatte er verzehrt; 1804 bewarb er sich wieder um eine Anstellung, ward 1805 Diätar in Königsberg, aber als ihm die Königin Luise aus ihrer Privatschatulle eine Pension auswarf, wanderte er 1807 zu Fuß nach Berlin. Als vermeintlichen preußischen Spion sandten ihn die Franzosen für mehrere Monate in Gefangenschaft nach Frankreich.
Nach seiner Befreiung wandte er sich nach Dresden, kam hier in romantische Kreise, gab mit Adam Müller die kurzlebige Zeitschrift "Phöbus" heraus, irrte dann weiter und erschien 1810 in Berlin. Der Tod der Königin raubte ihm die Pension, Not bedrückte ihn, der Versuch, sich durch eine neue Zeitschrift, die "Berliner Abendblätter", eine Position zu schaffen, misslang, allerlei Herzenswirren kamen dazu, die Familie, selbst Ulrike, machte ihm die bittersten Vorwürfe, und als eine romantisch-hysterische Freundin, Frau Henriette Vogel, ihn aufforderte, sie zu erschießen, widerstand er nicht. Am 21. November 1811 erschoss er am ufer des Wannsees bei Potsdam erst sie, dann sich. |
"...meine ganze Hoffnung beruht auf Dich. Manuskript eines Briefes an Ulrike vom 8. Juni 1807
| Den Platz, wo beide begraben lieben, hat der Besitzer des Grund und Bodens, Prinz Friedrich Leopold, 1904 der Nation geschenkt. Aus dem Grabe wächst eine Eiche. Auf einem Gedenksteine stehen die Verse:
«Er lebte, sang und litt in trüber, schwerer Zeit,
Er suchte hier den Tod und fand Unsterblichkeit»
Aus: "Geschichte der Weltliteratur" von Carl Busse.
Das Käthchen von Heilbronn
Theaterzetterl der Premiere Mit freundlicher Genehmigung des Kleist-Archivs Sembdner
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Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe, 1808. Von Heinrich von Kleist.
«Nimm mir, o Herr, das Leben, wenn ich fehlte!
Was in des Busens stillem Reich geschehn,
Und Gott nicht straft, das braucht kein Mensch zu wissen;
Den nenn ich grausam, der mich darum fragt!
Wenn du es wissen willst, wohlan, so rede,
Denn dir liegt meine Seele offen da! »
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Der Inhalt
Bei der heiligen Feme ist der Ritter Wetter von Strahl von dem Heilbronner Waffenschmied Theobald Friedeborn angeklagt, ihm seine Tochter Käthchen bezaubert zu haben.
Graf von Strahl , Kostümentwurf zur ersten Berliner Aufführung (Graf von Brühl, 1824); Mit freundlicher Genehmigung des Kleist-Archivs Sembdner Diese Bilder können Sie kaufen beim Kleist-Archiv Sembdner.
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Das Kind sei entflohen und folge dem Grafen Strahl auf allen seinen Fahrten. Strahl gibt vor der Feme wohl zu, dass er in letzter Zeit das Käthchen auf allen seinen Wegen finde, er lässt aber das Mädchen vorführen und durch Fragen klarstellen, dass sie keinem Zauber, sondern nur ihrer liebenden Ergebenheit folge. Strahl fordert Käthchen auf, zu ihrem Vater zurückzukehren, und wird von der Feme freigesprochen. - Von einem Gewitter überfallen, sucht der Graf Schutz in einer Köhlerhütte und hat dabei Gelegenheit, eine von Rittern gefangene Dame zu befreien, erkennt aber alsbald in der Befreiten seine listige Freindin Kunigunde von Thurneck und führt sie in ritterliche Haft auf sein Schloss.
Durch das herbeieilende Käthchen erfährt der Graf, dass seine Feinde wider ihn heranrücken. | Während der Vorbereitungen zum Kampf gerät das Schloss in Brand, und alle Insassen müssen schnell daraus entfliehen. Kunigunde, der nur an der Schenkungsurkunde liegt, aber heuchelt, dass in dem Futteral des Grafen Bild enthalten sei, sendet Käthchen danach in das brennende Haus zurück.
Er ernennt sie zur Herzogin von Schwaben. Die Liebenden Graf Strahl und Katharina werden vermählt, während Kunigunde, von der man nun auch weiß, dass ihre Schönheit nur durch künstliche Mittel hergestellt ist, zur Strafe für ihre Fanschheit ganz leer ausgeht.
Inszenierung des 'Käthchen von Heilbronn' - historische Aufnahme.
Aus: "Führer durch das Schauspiel" von Leo Melitz.
Der zerbrochne Krug
Der zerbrochne Krug Ausgabe des Insel-Verlags
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Der zerbrochne Krug, 1806. Von Heinrich von Kleist.
«Von Eurer Aufführung, Herr Richter Adam, /
Weiß ich nicht, was ich denken soll. Wenn Ihr selbst /
Den Krug zerschlagen hättet, könntet Ihr /
Von Euch ab den Verdacht nicht eifriger /
Hinwälzen auf den jungen Mann, als jetzt. /
»
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Der Inhalt
Der Dorfrichter Adam war nächtlicherweise zu Eva Rull ins Haus geschlichen. In der Dunkelheit von Ruprecht, dem Verlobten des Mädchens, zum eiligen Rückzug gezwungen, wurde er von diesem bei der Flucht mit der Türklinke auf den Kopf geschlagen und musste zerschunden, mit Zurücklassung seiner Perücke, davon.
Szenenfoto aus einer historischen Aufführung Bei der Prügelei ist ein wertvoller Krug zerbrochen. Frau Martha Rull hält Ruprecht für den Täter. Sie kommt zum Gerichtstag, den jungen Burschen, der nun auch von Eva, die er für treulos hält, nichts mehr wissen will, zu verklagen.
Der Gerichtsverhandlung wohnt der auf einer Inspektionsreise befindliche Gerichtsrat Walter bei. Dem Richter Adam ist bei der Sache nicht wohl und er sucht durch allerlei Wendungen zu verhüten, dass die Wahrheit an den Tag kommt. Namentlich weiß er Eva zum Schweigen zu verpflichten, da er droht, sonst ihren Geliebten als Soldaten nach Indien zu schicken. Walter ahnt den Zusammenhang. Wie nun von einer Nachbarin auch noch Adams Perücke gebracht wird, die sie am Spalier hinter Marthas Haus gefunden, fordert er den Richter auf, zum Spruch zu kommen. Adam verurteilt den Ruprecht zu Gefängnisstrafe. Das hält Eva jedoch nicht aus; sie öffnet jetzt den Mund und erzählt den wahren Hergang der Sache.
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Manuskript aus 'Der Zerbrochne Krug'
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Adam entflieht, und der Gerichtsrat beruhigt die geängstigte Eva. Durch den wiederhergestellten Frieden zwischen ihrer Tochter und deren Verlobten Ruprecht beruhigt sich auch Frau Martha Rull über ihren zerbrochenen Krug.
Ausschnitt aus dem Kupferstich von J. J. Le Veau nach einem Ölgemälde von Louis Philibert Debucourt ; Mit freundlicher Genehmigung des Kleist-Archivs Sembdner
Aus: "Führer durch das Schauspiel" von Leo Melitz.
Prinz Friedrich von Homburg
Der Prinz von Homburg Titel einer Verfilmung des Kleist-Werkes
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Prinz Friedrich von Homburg oder die Schlacht bei Fehrbellin, 1810. Von Heinrich von Kleist.
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Wer heut sein Haupt noch auf der Schulter trägt, /
Hängt es schon morgen zitternd auf den Leib, /
Und übermorgen liegts bei seiner Ferse. /
Zwar, eine Sonne, sagt man, scheint dort auch, /
Und über buntre Felder noch, als hier: /
Ich glaubs; nur schade, daß das Auge modert, /
Das diese Herrlichkeit erblicken soll.»
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Der Inhalt
Der tapfere Reiterführer des Großen Kurfürsten, der junge Prinz von Homburg, ist oft von traumhaften Zuständen befallen. Ein Scherz, den der Kurfürst mit dem Prinzen in solcher Stunde ausführt, wobei diesem der Handschuh der Prinzessin von Oranien, die er liebt, ohne zu wissen wie in den Fingern bleibt, macht ihn im wachen Zustande zerstreut, und er überhört im Kriegsrat den wichtigen Befehl, dass er am nächsten Schlachttage nicht ohne ausdrückliche Order den Feind angreifen solle. Als die Schlacht um Fehrbellin tobt, glaubt der Prinz seinen Zeitpunkt gekommen, greift mit der Reiterei ein und erringt einen glänzenden Sieg über die Schweden. Doch der Kurfürst, dem die militärische Disziplin über alles geht und dem der voreilige Angriff den Plan der vollständigen Vernichtung des Feindes zerstörte, lässt den Prinzen gefangen setzen und zum Tode verurteilen.
Anfänglich glaubt Homburg nicht an einen so ernsten Ausgang, doch wie ihm die Gewissheit wird, geht eine seltsame Umwandlung mit dem Helden vor, und unmännliche Todesfurcht überfällt ihn. In einer Unterredung mit der Prinzessin von Oranien fordert er deren Fürsprache beim Kurfürsten. Aber auch die Offiziere, an deren Spitze der alte, ehrliche Kottwitz, bitten um Gnade. Der Kurfürst lässt den Prinzen kommen und fragt ihn selbst auf seine Ehre hin, ob er als Soldat den Tod verdient habe. Da erwacht der Heldengeist wieder, und erschüttert antwortet Homburg. Ja! Der Kurfürst will nun selbst den tapferen Mann für sich erhalten und fragt die Offiziere, ob sie es mit dem Prinzen noch einmal als Führer wagen wollen. |
Paul Heydel, Original-Kreide-Zeichnung zum "Prinz Friedrich von Homburg" Mit freundlicher Genehmigung des Kleist-Archivs Sembdner Diese Bilder können Sie kaufen beim Kleist-Archiv Sembdner!
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Freudig stimmen diese zu. - Das Stück endet nun, wie es begonnen. Abermals benützt der Kurfürst einen traumhaften Zustand des Prinzen, um ihm durch die Hand der Prinzessin von Oranien Gnade zu gewähren.
Aus: "Führer durch das Schauspiel" von Leo Melitz.
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«die Menschen in diesem Stück müssen das Unerwartbare denken, fühlen und tun, damit zuletzt - gerade noch - das gute Ende erreicht wird.»
Klaus Wagner
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